Wo der MSC Film Recht hat – und wo nicht

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Wo der MSC Film Recht hat – und wo nicht

WWF Blog

Eigentlich kann sogar ich als leidenschaftliche Meeresschützerin mir Schöneres vorstellen, als an einem Montagabend eine Dokumentation über vermeintliches Greenwashing beim Fischlabel  MSC anzuschauen. Aber natürlich habe ich mir den MSC-Film „Das Geschäft mit dem Fischsiegel“ (ARD) angeschaut. Der Autor Wilfried Huismann hatte mich ja auch bei seinen Recherchen zum Film ausführlich vor der Kamera interviewt (auch wenn ich dann nicht vorkam). Und natürlich erinnerte ich mich gut daran, dass der Filmemacher den WWF vor einigen Jahren im Visier hatte und wir vor Gericht gelandet sind.

Die großen Schwächen des MSC

Der neue MSC-Film zeigt nun große Schwächen des Labels auf. Zum Beispiel bei den Fischereien in besonders geschützten Natura 2000-Gebieten. Das ist die offizielle Bezeichnung für ein Netzwerk von Schutzgebieten innerhalb der EU. Damit sollen spezielle Arten von Seevögeln, Meeressäugern und Fischen und auch besonders schützenswerte Lebensräume wie Sandbänke und Riffe geschützt werden. Die meisten europäischen Länder haben allerdings bisher ihre selbst gesetzten Ziele verfehlt, Arten und Lebensräume in diesen Gebieten wirksam zu bewahren. Denn dafür muss auch die Fischerei eingeschränkt und verändert werden. Dies ist bisher kaum geschehen. Hier ist der MSC zu schwach. Schädigende Fischereien dürfen nicht unter einem Nachhaltigkeitssiegel wichtige Naturräume zerstören, nur weil die Politik ihren Verpflichtungen nicht nachkommt. Genau deshalb wurde der MSC einst gegründet, um fehlende Politik zu ersetzen!

Dass die mexikanische Thunfischfischerei zertifiziert wurde, dazu fehlen mir die Worte. Aus WWF-Sicht kann diese Fangmethode mit Delfinen nicht im MSC-System zertifiziert werden. Punkt. Denn der MSC-Standard schließt eine Jagd auf Meeressäuger prinzipiell aus. Wir haben deshalb von Anfang an versucht, diese Zertifizierung zu verhindern. Wir haben dem MSC mehrfach Argumente vorgetragen, dass Delfinfischerei eindeutig nicht in die  MSC-Anforderungen passt. Auch sind nicht alle Daten der Beobachter an Bord im Zertifizierungsverfahren veröffentlicht worden – ein Verstoß gegen eine eherne Regel des MSC, dass alle Daten  transparent und öffentlich gemacht werden! Und auch der wissenschaftliche Nachweis fehlt, dass die Delfine nicht am Ende doch an Todesangst oder Verletzungen sterben. Wir waren ganz sicher, dass wir dieses Einspruchsverfahren gegen die Zertifizierung gewinnen. Die Siegelvergabe war ein schwarzer Tag für den WWF.

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2018-11-27T17:11:08+00:00April 24th, 2018|Categories: Allgemein|